Warum es so schwer ist Freundschaften zu pflegen und was wirklich hilft

Freundschaften zu pflegen kann hart sein. Erfahre warum das so ist und welche psychologischen Techniken dir wirklich helfen können.

Dr. Silvan Hornstein
June 6, 2025
5 min read
A man sitting on a couch, wrapping his hands aroung his head.

Freundschaften gehören zu den schönsten Dingen des Lebens. Sie machen uns gesünder, glücklicher und verlängern gar unser Leben! Doch zeitgleich kann es sich oft anstrengend anfühlen, Beziehungen wirklich gut zu pflegen. Besonders wenn es uns selbst nicht gut geht, wenn wir viel Stress haben oder in Lebensphasen voller Veränderung stecken – zum Beispiel bei einem neuen Job oder wenn eine Familie entsteht – verlieren wir leicht den Kontakt zu Menschen, die uns eigentlich wichtig sind.

Wenn du dich also fragst, warum es dir manchmal schwerfällt, Freundschaften zu pflegen: Das ist völlig normal.

Es ist stark, dass du dir darüber Gedanken machst. In diesem Artikel zeigen wir dir konkrete und wissenschaftlich fundierte Techniken, mit denen deine Beziehungen auch in schwierigen Zeiten bestehen können.

Was es so schwer macht, Freundschaften wirklich zu pflegen

Was genau ist es denn, dass die Pflege von Beziehungen so kompliziert macht? Lass uns hier einmal weit ausholen. In der Evolutionspsychologie gibt es eine populäre Theorie, die Social Brain Hypothesis, die besagt dass das menschliche Gehirn überhaupt nur deshalb so groß ist, weil soziale Beziehungen so kompliziert sind! Beziehungen sind also intellektuelle Höchstleistung, kein Wunder das wir hier auch mal an Grenzen stoßen. Es wurde geschätzt das wir überhaupt nur in der Lage sind etwa 15 wirklich enge Beziehungen zeitgleich aufrecht zu erhalten (siehe Robin Dunbar, 2018).

Eine weitere Herausforderung liegt in der formlosen Natur von Freundschaften. Viele andere Beziehungen, etwa in der Familie, im Job oder im Verein, werden durch äußere Strukturen unterstützt. Diese erleichtern es, regelmäßig Zeit miteinander zu verbringen, ohne dass man viel planen muss. Genau darum verlieren wir so oft Beziehungen an den Stellen, an denen solche Strukturen verloren gehen. Zum Beispiel nach Abschluss des Studiums, beim Jobwechsel, oder beim Auszug aus einer Wohngemeinschaft.

Doch selbst wenn wir die Zeit und Energie haben, kann es auch psychologische Gründe geben, die uns vom Pflegen von Freundschaften abhalten. Hast du dich je bei einem Freund nicht gemeldet weil du Angst hattest eine Last zu sein, oder nicht interessant genug? Solche Gedanken sind Beispiele für hinderliche Denkmuster, die es erschweren, Beziehungen aktiv zu pflegen. Solche sind weit verbreitet und wurden vielfach mit Schwierigkeiten auch in der Freundschaftspflege in Verbindung gesetzt.

Drei Techniken, mit denen du Freundschaften aktiv pflegen kannst

1. Qualität schlägt Quantität: Entscheide, welche Freundschaften dir wirklich wichtig sind.

Auf den ersten Blick mag der Punkt irritierend sein, dass sich Freundschaften dadurch pflegen lassen, indem man sich auch bewusst gegen die Pflege von einzelnen Beziehungen entscheidet. Doch hinsichtlich der großen Arbeit hinter der Beziehungen macht es eigentlich völlig Sinn: Menschen können nicht unbegrenzt Freundschaften führen. Auch wenn es traurig sein mag, ist es oft ein sinnvoller Schritt, sich auf eine überschaubare Zahl an Beziehungen zu konzentrieren, die man wirklich pflegen möchte. Wenn du dich hier angesprochen fühlst, probier es doch einfach mal aus: Nimm dir ein Stück Papier und schreibe auf, welche Beziehungen du echt in deinem Leben willst.

2. Kopiere die Strukturen, die früher deine Freundschaft gestützt haben.

Denke nochmal an den Punkt der Formlosigkeit. Welche Struktur hat dir früher dabei geholfen, dass eine Freundschaft entstehen und bestehen konnte? Vielleicht habt ihr euch einmal pro Woche in der Uni gesehen oder regelmäßig in der WG zusammen gekocht.? Versuch genau eine solche Routine wieder aufzubauen. Man kann sich auch so zum Kochen verabreden, und Freundschaft so ganz automatisch durch die Routinen des Alltags ermöglichen. Es mag spießig klingen, aber schon ein sich wiederholendes wöchentliches Treffen kann Wunder leisten. Statt jede Woche neu einen Termin finden zu müssen hat eure Freundschaft einen festen Platz im Terminkalendar.

3. Erkenne und Verändere Gedanken, die dich davon abhalten deine Beziehung zu pflegen.

Hast du dich in dem Problem beziehungshinderlicher Gedanken wiedergefunden? Denke doch einmal einen Moment an eine Person, bei welcher du dich lange nicht gemeldet hast. Was hält dich ab? Eine bewährte Technik aus der Verhaltenstherapie die helfen kann, innere gedankliche Barrieren zu überwinden ist die Kognitive Umstrukturierung. In einem ersten Schritt schreibst du hierfür hierfür einen Gedanken auf, der dich davon abhält dich bei einer Person zu melden. Beispiel: “Nach so langer Zeit ist das komisch und ich will mich nicht aufdrängen”. Lies diesen Satz im zweiten Schritt nochmal und hinterfrage ihn. Was würdest du denken, wenn dir die andere Person in dieser Situation schreibt? Fällt dir vielleicht ein hilfreicherer Gedanke für die Situation ein? Vielleicht “Ich glaube die Person freut sich wenn ich mich melde, schließlich würde ich mich auch freuen”. Schreib diesen gerne auf. Lies ihn und frage dich: Wie fühlt sich das an?

Ein Fazit zur Freundschaftspflege:

Beziehungen erfordern Pflege, und das kann anstrengend sein und auch mal schwerfallen. Aber: Wenn du bereit bist in deine Beziehungen zu investieren, gibt es eine Vielzahl von Techniken die dir helfen deine Beziehungen zu pflegen, aufrechtzuerhalten und zu vertiefen, auch im täglichen Stress des Alltages. Und das lohnt sich: Freundschaft macht glücklicher, gesünder und verlängert das Leben. Wenn du dir weitere Impulse und Techniken wünschst, probiere gerne auch unsere evidenzbasierte App für tiefere Freundschaften aus.

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